Gerhard Jaschke, Wien, und Peter K. Wehrli, Zürich, lesen aus ihren Werken und ergänzen sich in der Sicht auf die Welt, mit- und gegeneinander.
War DADA auch in Wien? Ja, später als in Zürich oder Paris, aber schärfer, laut und luise, makaber, abgründig! Das Wiener „literarische cabaret“ kam 1946 in Schwung, im legendären art-club sog man dada, surrealismus, gertrude stein und ludwig wittgenstein gierig auf und die „Wiener Gruppe“ mit Gerhard Rühm, Konrad Bayer, H.C. Artmann, Fluxus und die Aktionisten um Günter Brus und Hermann Nitsch überzeugten und empörten gewaltig, teils blutig. Der Über-DADA aus Wien allerdings ist Sigmund Freud.
Gerhard Jaschke, 1949 in Wien geboren, will alles immer jetzt und grenzenlos! Getrieben von einem unersättlichen Geisteshunger liess er sich nicht nur von den Arbeiten der Wiener Gruppe, von Jandl, Mayröcker und von Fluxus inspirieren, sondern auch von Hugo Ball, Schwitters, Paul Celan, Arno Schmidt. Hat aber für neue Inhalte neue Formen gefunden, wobei «die Reduktion als Wegbereiterin einer noch nie gesehenen Fülle eine Rolle spielt«. In «Weltbude« und «Kurumba» lässt Jaschke Alltagsgespräche, Zeitungsnotizen, Leseeindrücke literarisch wuchern und organisiert sie zu einer bisher nie gesehenen Weltbühne, philosophisch, ironisch, selbstironisch. Jetzt aber träumt sich der Dichter, Schriftsteller, Zeichner, Herausgeber Jaschke in neuesten Gedichten in die Schweiz...
...während man Peter K. Wehrli, den 1939 geborenen Zürcher und ebenso wahrnehmungsbesessenen Schriftsteller, in Zürich nicht mehr vorstellen muss. Weil er seinen Fotoapparat vergessen hatte, ist er mit nur einem Notizbuch auf Weltreise gefahren. So
entstand sein «Katalog von Allem», der in literarischen Schnappschüssen fast die ganze Welt registriert und bis heute 1956 Nummern umfasst. Einige der Dadaisten von 1916 hat er fünfzig Jahre später im «Odeon« getroffen um Informationen aus erster Hand aus ihnen herauszuquetschen. Auch diese Erfahrungen hat PKW seinem Weltgefüge eingegliedert unter dem Titel «Dada und die andern Arten von Poesie», mit dem er sich dem Motto des Abend nähert: «Alles ist eine Reaktion auf Dada!»
Text: Erika Achermann, Journalistin